MITTE (5)

Brunnenstraße - Anklamer Straße
Mulackstraße - Rückerstraße Text

Das Wohn- und Geschäftshaus Ecke Brunnenstraße - Anklamer Straße hinterläßt einen zwiespältigen Eindruck. Vielleicht liegt es an dem weit auskragenden Dach, das in seiner Erscheinung als dicke Scheibe einen bunkerartigen Charakter hat und für das ganze Gebäude zu plump und schwer wirkt. Mit seiner Schattenbildung dominiert es den Eckbau, und grundsätzlich spricht einiges dafür, Eckgebäuden eine Betonung zu geben, markieren sie doch Knotenpunkte im Netz der Straßen. Nicht umsonst haben die Bauherren der Gründerzeit ihre Eckbauten mit Türmchen und anderen Elementen gekrönt, von denen in Berlin wenige überlebt haben. Aber dort, wo sie noch existieren, werden sie mittlerweile wieder in ihrem ursprünglichen Glanz hergerichtet und üben eine gewisse Faszination aus. (Als sie noch alle da waren, mochte man ihrer aber wohl manchmal überdrüssig sein, aber das ist ein anderes Kapitel).

Abgesehen von dem oben genannten Dachüberhang wird die Fassade zur Brunnenstraße hin von waagerechten Vor- und Rücksprüngen recht lebendig gegliedert. Bei den Vorsprünge handelt es sich um Brüstungen der Loggien, die an der Ecke verglast sind. Dabei erfährt jedes Stockwerk eine leicht unterschiedliche Gestaltung. Die Fenster sind in einer Art Baukastensystem in zwei Grundelementen vertreten, die jeweils, vermutlich ihrer Funktion im Gebäudeinneren angepasst, als Einzelelement oder in einer Aneinanderreihung bis hin zu zu Fensterbändern eingesetzt werden. Sie haben graublaue Rahmen, die Rahmen der beweglichen Elemente sind weiß. Am markantesten ist dabei die Gebäudeecke mit ihren um die Ecke geführten Fensterbändern und den darunter liegenden schmalen Auskragungen. Das fünfte Obergeschoss tritt zurück und ermöglicht so eine größere Terrasse.

Das ganze Gebäude besteht, grob gesagt, aus zwei gegeneinander verschobenen Quadern. Ein höherer, nach oben hin unregelmäßig endender Quader erhebt sich über dem leicht zurückspringenden Sockelgeschoss und wird von dem o.g. Dachüberhang beherrscht. Er erscheint als das "tragende" Element des Gesamtgebäudes. Der zweite Quader, der die im vorangehenden Absatz beschriebene Fassadengestaltung hat, schiebt sich zur Brunnenstraße hin bis zur Fluchtlinie der angrenzenden Altbauten vor und wird dort von einfachen Betonstützen getragen. Die weitgehend verglaste Ladenfassade liegt hinter den Stützen. Ihre Wandabschnitte sind in einem dunkleren Grau gestrichen, der Putz der Obergeschosse zeigt ein helles gelbliches Grau. Auch diese etwas unbestimmte, (inzwischen) beinahe schmutzig wirkende Farbgebung trägt zu dem zwiespältigen Eindruck bei, den das Gebäude macht.

Um den Eingangsbereich zu den Wohnungen ist die Erdgeschossfassade mit blaugrauen Kacheln versehen. Über dem Eingang liegt das Treppenhaus hinter einem mit den breiten flachen Rahmen und den Kunststoff- oder Metallplatten etwas billig wirkenden senkrechten Fenster-Brüstungsstreifen, der dem sonst eher horizontal ausgerichteten Gebäude eine vertikale Komponente hinzufügt.

Mulackstraße - Rückerstraße - zur Ansicht 1
Mulackstraße - Rückerstraße - zur Ansicht 2